Nur wenige Jahre nach dem Heimgang G. Tersteegen´s, 1769, entstand eine umfangreiche Sammlung seiner Briefe die ein, leider unbekannter, „Collector“ in Solingen herausgegeben hat. Wie sehr die Menschen der damaligen Zeit nach geistlichem Beistand, sowie Rat und Hilfe in den verschiedensten Lebenslagen hungerten, erkennt man daran, dass viele Briefe abgeschrieben und in den unterschiedlichsten Kreisen der verschiedenen Bekenntnisse zirkulierten. In den meisten Briefen findet man die einfühlsame Sprache des Seelenführers, der, je nach dem Befinden des Adressaten, auf den wahrhaftigen Heiland der Seelen hinweist. Der Titel dieser Sammlung drückt es treffend aus, was in diesen Briefen in Fülle zu finden ist:
„Geistliche und Erbauliche Briefe über das Inwendige Leben und Wesen des
Christenthums“,
Band 1 und 2 im Jahre 1773, Band 3 und 4 im Jahre 1775, beinhalteten 605 Briefe und die Lebensbeschreibung Tersteegen´s, die ein nicht genannter Freund, der ihn ungefähr 40 Jahre gekannt hat,
niederschrieb.
Leicht überarbeitet und um weitere Briefe ergänzt folgte die 2. Auflage 1798/99 in
Spelldorf/Mühlheim a. d. Ruhr. Nachdrucke einer Auflage von 1845 gibt es unter www.christlicher-schriftenversand.de
Die Aktuellste Ausgabe ist in der Reihe, Texte zur Geschichte des Pietismus, 2008, verlegt worden:
Band V, 7/1: Gerhard Tersteegen, Briefe 1, Hg. von Gustav Adolf Benrath , 663 S. Band V, 7/2: Gerhard Tersteegen, Briefe 2,
Hg. von Gustav Adolf Benrath, 605 S., Brunnen Verlag Gießen und Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen
Zu welchem Zweck die Sammlung von Briefen dienen sollte, dazu äußerte sich der „Collector“ in seinem Vorbericht, „….solche unter den Lesern, welcher Seelenmund auch nur was Weniges von dem lieblichen Manna der inneren Salbung gekostet hat, wovon wir bei 1. Joh. 2,27 lesen, oder in deren Herzen auch nur einige Tröpflein von dem Wasser des Lebens gefallen, wovon das Samaritische Weib dort zu trinken bekommen (1.Joh. 4.) – Solche, sag´ ich, unter den Lesern werden in diesen Briefen zugleich auch etwas Reizendes und Nahrhaftes finden, sowohl auch um ihrer Deutlichkeit und Klarheit, als auch um ihrer Innigkeit und Salbung willen. Das Besonderste aber, so darin zu finden, ist eben die Kleinheit, oder der Geist der Demut, wovon man fast auf allen Blättern einiges Kennzeichen antreffen wird“.
Weitere Spuren des seelsorgerischen Wirkens fanden sich auch in den Niederlanden. Bereits 1772 wurde die erste Sammlung niederländischer Briefe in Amsterdam veröffentlicht. Die „Briefe in niederländischer Sprache“ (203 Exemplare) wurden 1982 von van Andel herausgegeben und in „Texte zur Geschichte des Pietismus“ Abt. V Band 8 veröffentlicht.
Neue Edition 2008
Im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Gustav Adolf Benrath und unter maßgeblicher Mitwirkung von Dr. Ulrich Bister, Herborn († 2008) wurde eine wissenschaftliche Edition der Tersteegen Briefe in 2 Bänden (750 Briefe)
herausgegeben.
„Gerhard Tersteegen – Briefe“ ; Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2008.
Unter folgenden Gesichtspunkten wurde geforscht, gesammelt und geordnet (s. Vorwort d. Hsg.):
Sammlung und chronologischer Ordnung sämtlicher, auffindbarer Briefe;
Ermittlung fehlender oder verloren gegangener Adressaten;
Ermittlung und Ergänzung fehlender oder fehlerhafter Datierungen;
Erfassung der vollständigen Texte;
Die neue Edition wiederum wurde zur Grundlage einer Ausgabe zur Untersuchung der seelsorgerlichen Praxis in den Briefen Tersteegens. Der Autor, Friedhelm Ackva, schreibt in seinem Vorwort:“ Diese Untersuchung kann für Geistliche und Laienseelsorger – wie Tersteegen selbst einer war – ein Anstoß sein, neu dem tiefen Geheimnis der Gegenwart Gottes und seiner Wegführungen (Psalm 25,8-10) nachzuspüren und die Entdeckungen mit anderen durch Gespräche, Briefe oder Mails zu teilen.
Friedhelm Ackva, Gerhard Tersteegen als Briefseelsorger, Brunnen-Verlag 2011
Teil A: Grundlagen und Methoden der Seelsorge Tersteegens
Teil B: Aspekte seiner erwecklichen Seelsorgepraxis