Gerhard Tersteegen (1697-1769)
Gerhard Tersteegen  (1697-1769)

Geistliches Blumengärtlein

Von der 1. Auflage (1729) bis zur 7. Auflage (1768) wuchs diese Sammlung von "geistlichen Blüten" inwendiger Lebenserfahrungen stetig. In seinem Vorbericht wendet sich G.T. an den "Gott-suchenden und Gott-liebenden" Leser.
Im Jahr 2001 hat der im Jahr 2008 verstorbene Tersteegen-Kenner Dr. Ulrich Bister, Herborn, eine Faksimile-Ausgabe der 7. Auflage von 1768, die G. Tersteegen noch selbst bearbeitet hat, herausgegeben.
Die Faksimile-Ausgabe erhalten Sie
beim Sepher-Verlag

https://sepher.de/produkt/

 

 

Mit einem  Gedicht beginnt die 7. Auflage:

Die Blümlein stehen hier gepflanzet aufs Papier:
Gott wolle selbst sie mahlen, begießen und bestrahlen;
das Herz sei deine Erd, und jedes Blümlein werd zur Wahrheit, Kraft und Wesen, 
in allen die sie lesen.

Inhalt :    Volltext

1. Büchlein: 606 kurze und erbauliche Schluß-Reime, eine Blütensammlung im engeren Sinn, die dem Büchlein seinen Namen gab.

2. Büchlein: 120 gereimte Betrachtungen zu den vier großen Propheten, sowie 16 Sprüchlein von der "Kraft der Erhöhung Christi" und im Vorwort dazu "über das Lesen, Verstehen und Auslegen der heiligen Schrift.

3. Büchlein:122  geistliche Lieder und Andachten

4. Büchlein:412 Denksprüche der "Frommen Lotterie" als geistliche Alternative zum verpönten Lotteriespiel. "Das ist der Frommen Lotterie, wobei man kann verlieren nie, das Nichts darin ist all so groß, als wann dir fiel das beste Los." Diese Sprüche waren z. B. Gesprächsimpulse in hauskreisähnlichen Gemeinschaften.

Beispiele:                              Sprüche und Gedichte

 

Wenn du in Eigenheit suchst immer heimlich dich,

Wirst du im Finstern stets in Angst und Unruh schweben;

Doch wenn dein Einfalsaug Gott  meinet lauterlich,

So kannst du frei im Geist und still im Lichte leben.

 

Wie süß ist´s, wenn Gedanken, Glieder, Sinnen,

Affekte, Wille und Begierden stille sind,

Wenn alles schweigt, von außen und von innen,

Und man im heitern Grund Gott gegenwärtig find´t!

 

Verzage nicht, o Seel, in Kreuz- und Leidenswegen;

Wenn´s Gold im Feuer ist, so ist der Schmelzer nah:

Die liebsten Kinder will der Herr am meisten fegen;

Der Weg zum Himmelreich geht über Golgatha.

 

Ich wählte vormals Ort und Zeit

Zum Beten und zur Einsamkeit;

Nun bet ich stets im stillen Sinn,

Nun bin ich einsam, wo ich bin.

 

Viele Worte sind ein Zeichen meist

Von einem noch zerstreuten Geist;

Wer Gott kommt nah, der lernet schweigen

Und sich in stiller Ehrfurcht beugen.

 

Wenn man dich plagt, so segne doch,

Wenn man dich haßt, so liebe noch:

Es kann ein guter Mensch auf Erden

Durch böse Menschen besser werden.

 

Wo du nach deinem Sinn, wie gut er scheint, willst leben,

So kann die Einsamkeit dir keine Stille geben:

Wer sich von sich entfernt, kann allezeit allein

Vergnügt und ungestört auch selbst bei Menschen sein.

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