Gerhard Tersteegen (1697-1769)
Gerhard Tersteegen  (1697-1769)

Geistliche Blüten für die Woche

In seinem Vorwort zum Geistlichen Blumengärtlein richtet sich Gerhard Tersteegen an den "Gott-suchenden und Gott-liebenden Leser". 

Hier  heißt es 1.  u. a. :

"Es sind mir diese Schlußreime und Andachten mehrenteils unvermutet und zufälliger Weise, innerhalb weniger Zeit gegeben worden; die ich denn auch, ohne viel auf Kunst und Zierlichkeit zu denken, so, wie sie mir in die Gedanken kamen, aufs Papier gesetzt.  ....... weil aber einige meiner bekanntesten Freunde ihren Gefallen daran zeigten, und sie auch andern erbaulich zu sein achteten, so habe ich, auf ihr Begehren, sie dem Druck übergeben." 

7. "Findet jemand unter euch in diesem Werklein etwas Gutes, zu seiner Erbauung und Erweckung im kindlichen Glaubenswandel vor Gott, der denke doch, dass es der Vater der Lichter sei, von welchem alle (also auch diese) gute Gaben von oben herab kommen; damit er dem wahren Ursprung und Geber dieses Guten, alle Ehr und Dank mit mir dafür abstatte".

Ich indessen werde mich auch, und zwar von ganzem Herzen, erfreuen, wann auch nur eine einige Seele, will nicht sagen bekehrt werden, sondern nur eine kleine Stärkung und Erweckung in ihrem inwendigen Wandel, durch göttliche Mitwirkung, bekommen mögte".

Gerhard Tersteegen beginnt die Reime mit einem Ratschlag an den Leser:

 

Mensch, Gott dein Anfang ist, hast du ihn selbst im Wesen,

so hast du schon das End von dieser Schrift gelesen.

Suchst du ihn noch, so lies, dies auf der Pilgerbahn,

bist du ein solcher nicht, so geht es dich nicht an.

 

Quelle: Geistliches Blumengärtlein 7. Edition, Faksimile Sepher Verlag, Herborn 2001 v Ulrich Bister

 

 

 

aus der frommen Lotterie Nr. 312

 

Wer tut Dir Leid?

 

Wer Deiner Eigenlieb tut weh,

(durch wen, und wie es auch gescheh),

dem werd' nicht bös: lern Dich besinnen,

zürn mit dir selbst; der Feind sitzt drinnen.

 

 

1. Büchlein Nr. 582

Zum Neuen Jahr

 

Gott salbe uns, zum Neuen Jahr, mit neuen Pilgerkräften,

zum Ausgang, und zur Innigkeit, und zu den "Reichsgeschäften".

Nur in der Welt, nicht von der Welt, hinaus nach Haus wir schreien,

Uns in Gott, bei jedem Schritt, und eins am andern freuen.

 

 

aus der frommenn Lotterie Nr. 332  -  ADVENT - Macht hoch die Tür,die Tor macht weit!

 

Gott will sich geben ohne Ende,

der Unglaub bindet ihm die Hände:

Er fordert nichts von Dir, als, Komm!

Dann kommt Er auch. So wirst du fromm.

 

 

aus der frommen Lotterie Nr. 297

 

Es kommt mir immer recht

Lern, was nur kommt, von Gott annehmen,

Dich süßiglich nach Gott bequemen:

Im Gegenwärtigen ist eben

Dein Sterben, und dein wahres Leben.

 

 

1. Büchlein Nr. 569

 

Weg zur Erleuchtung

Du einig laut'res Licht, der Seelen Blindheit Kur.

Das alle Wahrheit lehrt; wenn ich mich bücke nur,

ganz nackt und blind,

gleichwie ein Kind,

das gar nicht weiß, und auch nichts wissen will,

und halt dir so in meinem Grunde still.

Dann giebet mir dein Angesicht

genugsam Licht: wiewohl ich Eins nur seh;

doch in dem Eins ich alles leicht versteh:

Drum ist's nicht mancherley, nicht Bilder

sondern Wahrheit;

auch führt mich all's gerad hinein zur Einen Klarheit.

 

 

 

 

 

aus der frommen Lotterie Nr. 299

 

Faß' dich wieder

Doch muss man' immer wieder wagen,

und hätt' man's noch so grob macht:

Vertrauen ist besser als Verzagen;

kehr um in Jesu Herz und Macht (Kraft).

 

 

aus der frommen Lotterie Nr. 287

 

Probe des reinen Lichts

Das reine Licht heißt fleißig sein,

und doch auf seinen Fleiß nicht bauen.

Ohn' Triftigkeit, ohn' Sorg und Pein,

den Ausgang kindlich Gott vertrauen.

 

 

 

 

1. Büchlein Nr. 559

 

 

Hier ist gut sein

Wie ist mir doch geschehn! Wo bin ich hingeführt!

Welch eine neue Welt hat mich in sich genommen.

Mein Geist in seinem Grund die tiefste Stille spürt;

Ich bin ins Paradies, und es in mich gekommen.

Mein vor bedrängter Geist, der kriegt nun weiten Raum,

er schöpfet frische Luft  und sanft empor sich hebt,

wie munter sieht er aus, der sonst sich regte kaum,

und frei im Element der Gotteswonne lebt!

 

.

Pfingsten

 

Es soll nicht durch Heer oder Kraft,

sondern durch meinen Geist geschehen,

spricht der Herr Zebaoth (Sacharja 4,6)

 

 

 

 

 

 

aus der frommen Lotterie Nr. 278

 

Glaubensleben

Gott schau'n, verehren und umfassen,

nicht fern, nicht fremd, nicht zweifelhaft:

Und ihm sich innigst überlassen,

dies ist des Glaubens edle Kraft.

 

 

 

 

1. Büchlein Nr. 565 (Karfreitag)

 

Nein, das Kreuz ist keine Last,

als der Seelen nur die's haßt.

Wers mit Liebe will umfassen,

und sich kindlich Gott kann lassen,

der mag bei der Kreuzes Pein

innig, still und freudig sein.

Eigenwille, klage nur,

murret, Sinnen und Natur.

Ihr müsst klagen, ihr müsst sterben,

wenn der Geist nicht soll verderben;

Kreuz ist gut, und lieb, und leicht,

weil es Gottes Liebe reicht.

 

 

 

 

 

 

1. Büchlein Nr. 579

 

Zum Geburtstag

Du gabst mir, Herr, den Atem meines Lebens;

Du gabst mir Gnad' und Kraft, und viel dabei.

Hab ich's nicht dir, so hab ich's all vergebens;

Drum gib mir's heute zum neuen Jahr auf's neu.

Ach bleibe doch beim Häuflein deiner Kinder;

der Abend kommt, der Frommen werden minder.

Willst du, soll ich noch wallen in der Hütten,

mach mich zum Licht und Salz in ihrer Mitten.

 

 

 

aus der frommen Lotterie Nr. 266

 

 

Komm, wie Du bist

Was willst du lang dich selbst besehen?

Gott weiß für alle Wunden Rat:

Willst du noch erst an's Rechnen gehen?

Du suchst ja nichts, als pure Gnad.

 

 

 

1. Büchlein Nr 556

 

Jesus spricht: Bleibet in mir.

Man ruft: So muss es sein, so Blätter, Blumen, Früchte;

Recht: such und saug nur Saft, der's so in dir verrichte.

Kein grüner Zweig hält Stand- im Krug und in der Hand;

bleib auf der Wurzel stehen, dann ist's beständig schön.

 

 

aus der frommen Lotterie Nr. 248

 

Entweich' dem Streich

In Jesu hat's  Gesetz ein Ende,

Gewissensunruh, Furcht und Fluch:

Aus dir und all'm hinein dich wende,

und still sein Herz im Herzen such.

 

 

 

1. Büchlein Nr. 540

z. Erntedank

 

Säe nicht in den Wind

Wenn Äußeres nicht dem Innren dient,

und aus dem Innren Äußeres grünt,

dann wirkt man viel, und wenig schafft,

Und was man sammelt, bald verschwindet.

Die Wahrheit, Leben, Salbungskraft,

ein Herzenskind, Gott feiernd findet.

 

aus der frommen Lotterie Nr. 247

 

Aufgeräumt

Tu, was du tust, nicht, weil du's musst;

nein, was du musst, tu, weil dir's Lust.

Gott sei's getan, das mindest und meiste,

mit aufgeräumt' und stillem Geiste.

 

 

1. Büchlein Nr. 539

 

 

Das kluge Bienlein

In allen Frommen find ich was, das mich erbaut, zur Weide;

ich such nicht fehl, das Gute ist nur meine Speis' und Freude:

Der Blumen mancherlei Gestalt verwirrt kein Bienelein,

es sucht und saugt nur innres Süß, nicht Gift, nicht Blätterschein.

 

 

aus der frommen Lotterie Nr. 234

 

Es muß Wesen werden

Viel gutes hast du längst erkannt,

gehört, gesprochen, und gelesen:

Wie steht vor Gott dein Seelenstand?

Was hast du wohl davon im Wesen?

 

1. Büchlein Nr.535

 

Er wird kommen, der da kommen soll

Wie lange, Simeon, hast du nicht warten müssen,

bis du das Kind im Arm, dein Herz den Heiland hat!

Mich will die lange Weil, die kleine Müh' verdrießen;

ich seufze und ich such, ich wart, und werde matt.

Nein, nein, ich bleibe treu, ich laß den Treuen walten,

und sollt' ich darüber auch, wie Simeon veralten.

 

aus der frommen Lotterie Nr. 223

 

Leer aus dein Haus

Du bist so voll, du Armer, noch

von eigner Absicht, Sorg und Willen:

Entäußere dich des deinen doch;

das Göttliche will dich erfüllen.

 

 

 

 

1. Büchlein Nr. 520

 

Das Reich Gottes ist in euch

Schließ nur dein' Äuglein zu, entsink dir selbst zum Grunde,

gelassen, still und bloß, ins gegenwärt'ge Nu.

So find'st du, wie ein Kind, da wo du bist zur Stunde,

das innere Königreich, Gott selbst, und seine Ruh.

 

 

 

 

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